And now, something completely different:
1520 fand in Frankreich ein Prozess gegen Holzwürmer statt.
Man findet die Geschichte in Julian Barnes Buch „Eine Geschichte der Welt in 10 1/2 Kapiteln“. Der Sachverhalt ist schnell erzählt: Der Bischof von Besançon besucht eine Kirche in der Provinz (in Mamirolle), nimmt in der Kirche auf dem Bischofsstuhl Platz und stürzt, da der Stuhl unter seiner Leibesfülle krachend auseinander brach, „in die Finsternis der Blödigkeit”. Die Schuldigen waren schnell gefunden: Holzwürmer hatten das Gestühl angefressen. Man startete darauf einen Prozess gegen die Holzwürmer, nach allen Regeln der Kunst. Man stellte ihnen sogar einen Verteidiger.
Der Verteidiger der Holzwürmer warf auch grundlegende prozessuale Fragen auf – wie zum Beispiel die der ordnungsgemäßen Zustellung der Klageschrift und der Ladung. Wie konnte man den Holzwürmern die zumutbare Möglichkeit der Kenntnisnahme davon verschaffen, dass und weshalb diese angeklagt wurden, dass diese bei Gericht erscheinen müssen und wann die Verhandlung stattfinden wird? Völlig zu recht verwahrte er sich dagegen, vom Fehlen der Tiere bei der Verhandlung auf deren Schuld zu schließen.
Der Ankläger hingegen argumentierte, dass es sich beim Holzwurm nicht um ein Geschöpf Gottes sondern um ein Geschöpf des Teufels handeln muss, da er wohl kaum von Noah auf der Arche aus Holz mitgenommen wurde, er hätte ja sonst die Arche angefressen. Auch schoss er sich auf den Verteidiger ein, der seine Stellung missbrauchen würde, um teuflische Geschöpfe vor ihrer gerechten Strafe zu schützen.
Letztlich wurden die Holzwürmer, wohl wegen der Arche-Noah-Theorie exkommuniziert. Als Ketzer verbrennen wollte man sie ja wohl nicht, denn dann hätte man die Kirche abfackeln müssen.
Dem Verteidiger aber bestätigte das Gericht, dass er mit guten und anerkennenswerten Gründen die Holzwümer verteidigte.
Diese Geschichte hat mich definitiv davon abgehalten, Juristerei zu studieren! Mit dieser Zunft wollte ich nichts zu tun haben.